Die politische Partizipation der Bürger eines Staates ist notwendig für eine funktionierende Demokratie. Wenn die Macht vom Volk ausgehen soll, muss das Volk seine Rolle als Machthaber auch wahrnehmen. Der niederländische Politikwissenschaftler Jan van Deth bringt diese Aussage auf den Punkt: „Wer Demokratie sagt, meint Partizipation“. Um Ungleichgewichte zu vermeiden, ist es wichtig, dass sich Personen aus allen Bevölkerungsschichten engagieren. Leider zeigt die Partizipationsforschung, dass vor allem bessergestellte Bürger an der Politik partizipieren. Durch die fehlende Teilnahme der Unterschicht entwickelt sich eine Art Teufelskreis, da ihre Interessen oftmals vernachlässigt werden, was wiederum ihre Motivation zur politischen Teilnahme senkt. Es gilt also herauszufinden, wie hoch der Einfluss von Bildung, Einkommen und Berufsprestige, zusammengefasst als sozioökonomischer Status, auf die politische Partizipation ist. Dieser Einfluss kann durch die Betrachtung der politischen Beteiligung und des sozioökonomischen Status eines Bürgers gemessen werden. Die Berechnung von verschiedenen unabhängigen Einflüssen (sozioökonomischer Status + Kontrollvariablen wie Alter, Geschlecht etc.) auf eine bestimmte abhängige Größe (politische Partizipation) heißt Multivariate Regression. Dabei wird die politische Beteiligung durch Wahlbeteiligung, Diskussionsteilnahme, Mitarbeit in Bürgerinitiativen, Mitarbeit in Parteien, Teilnahme an Demonstrationen, Teilnahme an Unterschriftensammlung, kritischem Konsum und der Teilnahme an Onlineprotestaktionen gemessen. Je mehr Beteiligungsformen genutzt wurden, desto aktiver ist die Person. Der sozioökonomische Status wird durch den allgemeinen Schulabschluss, das Haushaltseinkommen und das Berufsprestige (wie ist der Beruf in der Gesellschaft angesehen) einer Person bestimmt. Die Untersuchung ergibt, das Geld, Bildung und Beruf deutliche Auswirkungen auf die politische Aktivität einer Person haben. Diese Auswirkungen werden zwar durch das politische Interesse, Zufriedenheit mit der BRD, Politikgespräche mit Freunden und Kirchgangshäufigkeit geschmälert, sie sind jedoch nach wie vor mäßig stark. In den Sozialwissenschaften sind selten sehr starke Zusammenhänge zu finden, da das Handeln der Menschen nicht determiniert ist. Deshalb gilt ein mäßig starker Zusammenhang, welcher hier vorliegt, als ein handfestes Zeichen. Die Analyse zeigt zusätzlich; Bildung, Einkommen und Berufsprestige sind in der Gesellschaft ungleich verteilt. Diese Faktoren haben gleichzeitig den größten Einfluss auf die politische Partizipation. Die Unterschicht nimmt nur wenig teil, da den meisten Personen die Anforderungen zu hoch sind. Dadurch wird die Politik von weniger Bürgern aus der Unterschicht repräsentiert. Hierbei lässt sich auf einen negativen Effekt des Politikoutcomes (politische Entscheidungen) für die Unterschicht schließen. Was im Endeffekt wieder zu weniger Partizipation der Unterschicht führt. Es lässt sich nicht bestreiten, dass auch Politiker aus der Oberschicht Entscheidung treffen, welche der Unterschicht zugutekommen. Zuerst muss jedoch die eigene Wählerschaft, wovon der Großteil viel Geld und eine hohe Bildung besitzt, bedient werden. Dies wird den Parteien auch von Experten geraten. Deshalb wird in erster Linie Politik für die sogenannten Eliten der Gesellschaft gemacht. Nichtsdestotrotz gibt es auch Politiker und partizipierende Bürger mit niedrigem sozioökonomischem Status. Um jedoch dem Anspruch der Demokratie, Politik für die ganze Bevölkerung zu machen, gerecht zu werden, müssen mehr Menschen aus der Unterschicht partizipieren. Dies könnte durch eine Senkung der Anforderungen und Barrieren erreicht werden. Die „einfachste“ Möglichkeit ist allerdings eine gerechtere Verteilung von Bildung, Einkommen und Berufsprestige in der Gesellschaft. Dadurch würden sich automatisch mehr Bürger beteiligen. Abgesehen von der Hauptfrage dieses Artikels, lässt sich erkennen, dass nur wenige Bürger ihre „Patizipationspflicht“ wahrnehmen. Zwar ist es diskutabel, ab wann eine Person sich genug engagiert hat. Ein Durchschnitt von ca. zwei Partizipationsformen ist allerdings niedrig, wenn man bedenkt, dass dieser schon durch die Teilnahme an einer Wahl und einer Diskussion erreicht ist.
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Mai 2019
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