Warum handeln Menschen nicht umweltfreundlich, obwohl ihnen der Umweltschutz persönlich wichtig ist?30/5/2018
Die Bekämpfung des Klimawandels und seinen Folgen steht nach wie vor ganz oben auf der To-do-Liste der internationalen Politik. Obwohl Google beim eintippen des Wortes Klimawandel das Wort Lüge als Ergänzung vorschlägt, sagen 96 Prozent der Europäer, dass ihnen der Umweltschutz persönlich wichtig ist. Dies geht aus einer Umfrage im Auftrag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2008 hervor. Folgewidrig verhalten sich trotz umweltfreundlicher Einstellung nur wenige Personen umweltschonend. Die meisten Europäer haben wenige Maßnahmen ergriffen (64%), einige taten gar nichts (9%) und nur sehr wenige Personen verhielten sich umweltpragmatisch (3%, 7-9 umweltschonende Maßnahmen im Monat). Der größte Unterschied entsteht bei Verhalten, welches unmittelbar mit der Veränderung des Lebensstils und der Konsumgewohnheiten zusammenhängt (z.B. weniger Benutzung des eigenen Autos). Um die breite Masse von umweltschonendem Verhalten zu überzeugen, muss untersucht werden, wodurch es gehemmt wird. Die Forschung über den Unterschied und Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten hat eine lange sozialwissenschaftliche Tradition. Der Grund warum die umweltfreundliche Einstellung nicht direkt zu umweltschonendem Verhalten führt, ist die „Kostenträchtigkeit“ von vielen umweltschonenden Aktivitäten. Der Verzicht auf ein eigenes Auto schreckt viele Personen ab, auch wenn der Wille zur Verbesserung der Umwelt vorhanden ist. Hierbei stehen nicht die finanziellen Kosten, sondern der Verzicht auf Komfort und ein Prestigeverlust im Vordergrund. Solange das eigene Auto vor allem im süddeutschen Raum als Heiligtum kulturell verankert ist, können sich Carsharingangebote trotz ihres finanziellen Vorteils oftmals nicht durchsetzen. Vielerorts werden Personen immer noch belächelt, wenn sie ein Elektroauto fahren. Nicht einmal der externe Anreiz von Steuervergünstigungen kann dort Abhilfe schaffen. Diese negative Sanktionierung (Bestrafung) als Verhaltenskonsequenz bedingt eine geringere Bereitschaft umweltschonend zu handeln. Zusätzlich führt ein Mangel an alltagstauglichen umweltschonenden Verhaltensalternativen zu einer Erhöhung der Verhaltensanforderungen. Durch infrastrukturelle und politische Rahmenbedingungen könnten sie gesenkt werden. Des Weiteren spielt die Bildung eine wichtige Rolle. Zwar streitet sich die Wissenschaft in welchem Maße sich Wissen auf die Einstellung oder das Verhalten auswirkt. Fest steht jedoch; dass eine umweltfreundliche Einstellung in Zusammenhang mit dem Wissen über alltagstaugliche Alternativen zu mehr umweltschonendem Verhalten führt. Natürlich ist die Umwelteinstellung nicht der einzige Faktor für umweltrelevantes Verhalten (dies zeigt auch das Action-Value Gap). Hervorzuheben ist, dass der größte Einfluss das Zusammenwirken von internen Faktoren (Einstellung, Werte, Emotionen) und externen Faktoren (Soziales, Ökonomie, Politik und Kultur) darstellt. Zugleich ist die größte Barriere das Verfallen in alte Muster. Dieser Faktor wurde in der Literatur häufig ignoriert. Das Umsteigen auf umweltschonendere Handlungsalternativen muss den Menschen also so einfach und „billig“ wie möglich gemacht werden, damit die alten Muster durchbrochen werden können. Somit ist ein wichtiger Weg um konstant umweltschonendes Verhalten innerhalb einer Gesellschaft zu etablieren: die Entwicklung einer kulturellen Selbstverständlichkeit. Diese kann zum Beispiel durch Integration umweltschonender Alternativen in die Sozialisation (Erziehung) erreicht werden. Wer als Kind schon gelernt hat, dass das Fahrradfahren Spaß machen kann und umweltfreundlich ist, der wird wahrscheinlich auch als Erwachsener öfter mit dem Rad statt mit dem Auto zum Bäcker um die Ecke fahren.
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Fast jeder hat sich ab einem gewissen Alter schon die Frage gestellt: Gefällt es mir besser in einer Großstadt oder auf dem Land? Ein Quiz in der Zeitschrift Brigitte soll einem diese Frage erleichtern. Dazu muss nur beantwortet werden, wie die Teilnehmerin in einer gewissen Situation reagieren würde, je nach Punktzahl wird dann der ländliche oder städtische Typ festgestellt. Außerdem gibt es eine Diskussion bei Spiegel Online, wobei in über 400 Kommentaren diese Frage erörtert wird. Während die Diskussion bei Spiegel Online in einem sehr aggressiven Ton geführt wird und sich ein Grabenkampf zwischen „Städtern“ und „Ländlern“ entwickelt, werde ich versuchen die Frage etwas wissenschaftlicher anzugehen. Allerdings zeichnet sich schon in der Diskussion ab, dass es im Endeffekt auf die persönlichen Vorlieben ankommt, nicht auf allgemeine Vor- und-Nachteile des Wohnortes. Allgemein können die Menschen in Deutschland als „Well-Beings“ bezeichnet werden. Dies bedeutet, dass sie gute objektive Lebensbedingungen und ein gutes subjektives Wohlbefinden haben. Die verschiedenen Defizite, wie eine höhere Kriminalitätsrate oder eine schlechtere wirtschaftliche Lage in Teilen von Deutschland, beeinflusst die Lebenszufriedenheit nicht negativ genug, um von Deprivation zu sprechen. Deprivation bedeutet, dass jemand schlechte Bedingungen und ein schlechtes Wohlbefinden hat. Des Weiteren ist der Unterschied zwischen objektiven Lebensbedingungen und subjektivem Wohlbefinden nicht groß genug um die hohe Lebensqualität der Bevölkerung als Zufriedenheitsparadox zu bezeichnen. Das Zufriedenheitsparadox bedeutet, dass jemand schlechte Bedingungen hat und seine Lage dennoch positiv bewertet. Andererseits haben sich die Menschen an gewisse Missstände gewöhnt. Die genauere Untersuchung zeigt, dass sich die verschiedenen Indikatoren (Einflüsse) gegenseitig relativieren und je nach individuellem Vorrang andere Einflüsse für die Lebensqualität entscheidend sind. Zwar habe ich verschiedene Hypothesen (Fragen) mit Blick auf die tatsächlichen Unterschiede in der Lebensqualität (Umwelt, Arbeit, Freizeit- und Kultur, Bildung, Gesundheit, Kriminalität) zwischen dem städtischen und ländlichen Bereich untersucht und trotzdem gibt es keine allgemeinen Unterschiede in der Lebenszufriedenheit. Es kommt vielmehr auf den Menschen persönlich an, ob er sehr naturverbunden ist oder ein großes Kultur- und Freizeitangebot will. Mit den negativen Seiten, wie der erhöhten Kriminalitätsrate im städtischen Bereich oder dem Fehlen der Kultur- und Freizeitangebote im ländlichen Bereich, finden sich die Menschen zurecht oder kompensieren sie durch andere Vorteile. Auch andere Wissenschaftler bestätigen diese Annahme, laut ihnen werden die Unterschiede zwischen Stadt und Land bewusst abgewogen und in Kauf genommen. Zudem ist es der Politik gelungen, zumindest im Süden Deutschlands den Menschen im ländlichen und städtischen Bereich vergleichbare Lebensbedingungen zu gewährleisten. Die komplette Analyse und der Vergleich der Lebensqualität im ländlichen und städtischen Bereich in Deutschland gibt es unter diesem Link: https://www.grin.com/document/298654 Zudem hat sich DIE ZEIT auf einer interaktiven Website mit dem Thema befasst: https://www.zeit.de/feature/deutsche-bevoelkerung-stadt-land-unterschiede-vorurteile |
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Mai 2019
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